Rußland vereinfacht die Ausgabe von Visa nach Königsberg

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Rußland vereinfacht die Ausgabe von Visa

Wer nach Rußland fahren möchte, benötigt dafür ein Visum. Das schreckt viele Touristen ab und erschwert spontane Reisen. Russland will dies nun erleichtern.

Die Visumpflicht möchte Rußland schon lange aufheben, aber nicht einseitig. Die EU weigert sich jedoch, dieses Thema zu verhandeln, weshalb Rußland an EU-Bürger die gleichen Anforderungen bezüglich Visa stellt, wie sie die EU an Russen stellt. Andererseits ist die russische Regierung sehr daran interessiert, dass mehr Europäer nach Rußland reisen und der Grund liegt nicht einmal in dem Geld, das Touristen im Urlaub ausgeben. Der Grund ist, dass Europäer, die nach Rußland fahren, einen positiven Kulturschock erleben. Sie stellen nämlich fest, dass Rußland und die Russen ganz anders sind, als man es in den Medien erfährt. Und in dem Informationskrieg spielen diese eigenen Erlebnisse der Reisenden eine wichtige Rolle, wenn sie nach Hause kommen und erzählen, dass Rußland ganz anders ist, als erwartet.

Ich kenne niemanden, der nach Rußland gekommen ist und dem es nicht gefallen hat. Das erlebe ich vor allem im Sommer, wenn Petersburg voll ist mit Touristen, mit denen man zwangsläufig ins Gespräch kommt. Alle sind begeistert und positiv überrascht.

Rußland hat vor allem zur Fußball-WM letztes Jahr sehr positive Erfahrungen mit den Millionen von Touristen gemacht. Die Stimmung war fantastisch und die Menschen waren begeistert. Russland hatte damals die Visapflicht für Fußballfans ausgesetzt. Wer er ein Ticket für ein Spiel hatte, bekam dazu eine Fan-ID, die auch als Visum fungierte, die Fans brauchten also keine Visa und konnten problemlos einreisen. Die Erfahrungen waren so gut, dass Rußland diese eigentlich auf die WM beschränkte Maßnahme kurzerhand bis Jahresende verlängert hat, sodass die Fans, wenn sie es wollten, nochmal mit der Fan-ID einreisen konnten.

Nun hat Rußland sich etwas ausgedacht, um kurze Reisen zukünftig zu vereinfachen. Rußland beginnt damit, elektronische Visa auszugeben, die man ganz ohne jeden Papierkram bequem online beantragen kann und innerhalb von vier Tagen genehmigt bekommt. Und kostenlos ist es auch noch.

Dieses System soll in den nächsten Jahren landesweit eingeführt werden, ab 1. Juli beginnt das Pilotprojekt mit Einreisen nach Kaliningrad. Das bedeutet, man kann ab Juli mit einem elektronischen Visum in Kaliningrad einreisen und wer möchte, kann dann innerhalb Russlands auch weiter reisen. Die Visa werden für 30 Tage ausgestellt und erlauben einen achttägigen Aufenthalt in Russland. Wichtig ist nur, dass man über Kaliningrad ein- und ausreist. Bis 2021 soll das vereinfachte System dann Russland weit gelten.

Wenn Sie Interesse haben, dann finden Sie hier den Link zur entsprechenden Seite, die es auf Russisch und Englisch gibt.

Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.