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Von den Nazis zur DDR-Diktatur: Wie die „Gruppe Ulbricht“ in Berlin die Macht übernahm

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Von den Nazis zur DDR-Diktatur Wie die „Gruppe Ulbricht“ in Berlin die Macht übernahm

Noch während der letzten Gefechte im Mai 1945 landete die Gruppe Ulbricht in Berlin, um den Sozialismus aufzubauen. Demokratisch sollte er nur aussehen.

Robert Ide
1. Mai 1946, der Parteivorstand der SED: Neben dem früheren SPD-Politiker Karl Litke, Wilhelm Pieck, Käte Kern, Otto Grotewohl, Hans Jendretzky und Walter Ulbricht (von links).
1. Mai 1946, der Parteivorstand der SED: Neben dem früheren SPD-Politiker Karl Litke, Wilhelm Pieck, Käte Kern, Otto Grotewohl,…Foto: Bildarchiv Pisarek /akg-images

Im Führerbunker: Hitler tot. Auf den Straßen: zertrümmerte Ruinen, aus denen noch der Rauch des Krieges aufsteigt. Im Mai 1945 steht Berlin vor einer Stunde Null – nur in einem kleinen Haus in Bruchmühle am östlichen Stadtrand, das sich der politische Stab der einrückenden Roten Armee gesichert hat, ist man der Zeit voraus.

Dort sitzt Walter Ulbricht, ein deutscher Kommunist, der vor den Nazis nach Moskau geflohen war und nach zwölf Jahren Exil kadergeschmiedet ins besetzte Berlin eingeflogen wurde, mit neun Getreuen an einem ovalen Nussbaumtisch und sagt mit seiner nach einer Kehlkopfoperation fistelnden Stimme: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“

Die „Gruppe Ulbricht“ macht sich bereit zur Machtübernahme in dem Land, das durch den Nationalsozialismus zerfallen ist und neu zusammengesetzt wird, schon bald in zwei Teile. Die Gruppe Ulbricht wird eine der durchsetzungsstärksten Initiativen des Neuanfangs – auf Kosten vieler Menschen und der neu erwachenden Demokratie baut sie mit Hilfe der sowjetischen Alliierten rücksichtslos die DDR auf.

Zementiert wird die Teilung ein gutes Jahrzehnt später, als Ulbricht als Partei- und Staatschef den noch berühmter gewordenen Satz fistelt, der sich als Lüge herausstellt: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“
Im Nachkriegs-Berlin stand zunächst kein Stein auf dem anderen. Deshalb baute die Gruppe der Kommunisten zuerst die Verwaltung auf – demokratisch aussehend, aber sowjetisch geprägt –, noch bevor die Westalliierten in ihre Sektoren einrückten.

Das Kriegsende in Berlin
Kriegsende am Brandenburger Tor. Die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkrieges endete am 2. Mai mit der Besetzung der Reichshauptstadt Berlin durch die Rote Armee.

1 von 55Foto: Imago

Kriegsende am Brandenburger Tor. Die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkrieges endete am 2. Mai mit der Besetzung der…

Zuständig dafür war Wolfgang Leonhard, ein Mitglied der Gruppe, der während des Krieges ebenfalls im Moskauer „Hotel Lux“ zum Kaderkommunisten ausgebildet worden war und in Berlin beim Neuaufbau half, bis er 1949 vor den internen Säuberungen der Partei in den Westen floh und mit dem Erlebnisbuch „Die Revolution entlässt ihre Kinder“ Weltruhm erlangte.

Bei einer Geschichtsreise auf den Spuren der Gruppe Ulbricht, bei dem ihn der Tagesspiegel 2005 begleitet hatte, berichtete der inzwischen verstorbene Leonhard von seinem ersten Einsatz in Berlin noch vor dem offiziellen Kriegsende am 8. Mai 1945.

Bei einem Glas Vodka zum Bürgermeister von Wilmersdorf ernannt

Von Bruchmühle wurde er nach Wilmersdorf gefahren, um dort eine Verwaltung nach Ulbrichtscher Vorgabe aufzubauen. „Ich griff mir den ersten Mann, den ich vor der Kommandantur mit einer Krawatte herumstehen sah und fragte ihn über das bürgerliche Milieu aus, dann ließ ich mich von ihm zu einem Mann mit Verwaltungserfahrung bringen.“

Das war der frühere Oberregierungsrat Bruno Willenbücher, ehemals Mitglied der Deutschen Volkspartei. Dieser setzte sich noch schnell einen Zylinder auf, bevor er vom sowjetischen Bezirkskommandanten bei einem Glas Wodka zum Bürgermeister ernannt wurde. All das dauerte nur wenige Stunden.

Zum stellvertretenden Bürgermeister wurde – wie in nahezu allen Berliner Bezirken – ein Kommunist berufen, auch die Dezernenten für Bildung und für Personal waren Kommunisten, ebenso die Zuständigen für die Polizei. Auf den ersten Blick sah alles demokratisch aus.

[Wie sah es in Ihrem Kiez nach dem Krieg aus? Vielleicht wohnt ja im Nachbarhaus jemand, der das Kriegsende noch miterlebt hat. In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken.

Nach gleichem Muster lief die Auswahl des ersten Berliner Oberbürgermeisters ab. Der 68-jährige Arthur Werner, ein parteiloser Bauingenieur und vor dem Krieg Leiter einer Technikschule, hatte einfach „den besten Zylinder von Berlin und war immer gut gekleidet, aber von politischen Entscheidungen hatte er keine Ahnung“, wie Ulbricht später freimütig spottete.
Dennoch, das nackte Überleben der Stadt musste organisiert werden: Es brauchte Nahrungsmittel und Wasser, wieder in Betrieb genommene Fabriken und Verkehrswege. Mit Unterstützung der Sowjets erzielte die Gruppe Ulbricht schnelle Erfolge.

Fünf Tage nach Kriegsende fuhren erste Busse

Schon fünf Tage nach Kriegsende fuhren erste Busse auf von Trümmern geräumten Straßenabschnitten, kurz danach U- und Straßenbahnen. Im Juni 1945 gab es wieder provisorischen Unterricht für Kinder. Mit der „Täglichen Rundschau“ erschien die erste Zeitung, der von der Militäradministration zugelassene Berliner Rundfunk – der zunächst aus Tegel im späteren französischen Sektor sendete – wurde installiert. Berlin bekam inmitten der Trümmer des Krieges so etwas wie ein Leben zurück.

Als die Westalliierten im Juli 1945 in die Stadt einzogen, war vieles schon im Sinne der Gruppe Ulbricht vorbereitet. Schnell kam es daher zu Spannungen zwischen den Besatzungsmächten, die sich schließlich im Kalten Krieg im geteilten Berlin kristallisieren sollten.

Rettung von oben: Kinder jubeln 1948 den Rosinenbombern zu.
Rettung von oben: Kinder jubeln 1948 den Rosinenbombern zu.Foto: picture alliance/dpa

Auch das politische Fundament für die Nachkriegsordnung wurde schnell gegossen. Die sowjetische Militäradministration erlaubte im Juni die Neubildung oder Wiedergründung antifaschistischer Parteien unter ihrer Kontrolle. Umgehend veröffentlichte die unter den Nazis verbotene KPD einen Gründungsaufruf „zum Aufbau eines antifaschistisch-demokratischen Deutschlands“.

Zuerst verkündete ihn Ulbricht im „Restaurant Rose“ im Lichtenberger Ortsteil Friedrichsfelde. Zu dem Treffpunkt, heute ein Imbiss, kamen oft bis zu 100 Gleichgesinnte. Ein Treffen blieb dem späteren Renegaten Wolfgang Leonhard nachdrücklich in Erinnerung, dabei ging es um die Vergewaltigungen von zehntausenden Berlinerinnen durch Sowjetsoldaten.

Ulbricht und seine Partei verloren schnell an Zustimmung

Genossen forderten von Ulbricht, sich von den Verbrechen zu distanzieren und Abtreibungen zu erlauben. Antifaschistische Ärzte boten ihre Hilfe an. Aber Ulbricht habe in den Saal gerufen: „Jeder, der sich jetzt beschwert, hätte sich nach dem Überfall Hitlers auf die Sowjetunion beschweren sollen.“ Auch wenn später heimlich Abtreibungskliniken gegründet wurden – sie hießen „Zentren für Zwangsverkehr“ –, so wuchs die Skepsis vor den Sowjets.

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Während vor allem die Amerikaner Wirtschaftshilfe für den Westen versprachen, ließ Stalin als Kriegsreparationen Maschinen aus den Fabriken abtransportieren. Die von Ulbricht mit kalter Kaderpolitik geführte KPD verlor an Zustimmung selbst im sowjetischen Sektor. Die wiedergegründete SPD mit dem charismatischen Kurt Schumacher gewann dagegen schnell Unterstützung, woraufhin sie von Ulbrichts KPD zu einer Vereinigung gedrängt wurde.

In den Westsektoren widersetzten sich die Sozialdemokraten mit großer Mehrheit bei einer Urabstimmung; und so besiegelten KPD-Chef Wilhelm Pieck und der Sozialdemokrat Otto Grotewohl im April 1946 die Gründung der sowjetischen Sektor zwangsvereinigten SED mit einem symbolischen Händedruck im Admiralspalast an der Friedrichstraße.

Die Stadt spaltete sich wie das Land und die ganze Welt – und der Vorsitzende der Gruppe Ulbricht wurde Staats- und Parteichef in der DDR. Die musste, bald eingemauert, auch nicht mehr demokratisch aussehen.

Tage im Mai – Neu entdeckte Fotografien des befreiten Berlins
Am 7. Mai wurde die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet, am 8. Mai trat sie in Kraft und wurde in den Straßen Berlins per Lautsprecherwagen verkündet.

1 von 17Foto: © Valery Faminsky / Arthur Bondar’s Private Collection

Am 7. Mai wurde die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet, am 8. Mai trat sie in Kraft und wurde in den Straßen…



Demokratie wie diese bis heute ein Machtmittel der Parteien war

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Wer hat Angst vor dem Volk?


Bereits die Gründerväter der Demokratie hielten das Volk für dumm. Diese Erniedrigung macht den Populismus heute wieder groß. Besiegen kann ihn nur der Glaube an die Mündigkeit des Menschen.

Von Dieter Thomä


Wer ist schuld an der Krise der Demokratie? Die naheliegende Antwort lautet: das Volk. Es bringt Leute wie Donald Trump, Heinz-Christian Strache, Matteo Salvini, Narendra Modi oder Jair Bolsonaro an die Macht und macht die AfD in Deutschland zur drittstärksten politischen Kraft. Viele Zeitgenossen – zumal solche, die sich für klug halten – beklagen, dass das Volk von allen guten Geistern verlassen sei, und suchen nach Wegen, um die Demokratie vor dem Volk zu schützen. Das ist zwar ungefähr so absurd, wie das Atelier vor dem Künstler oder das Restaurant vor dem Koch zu schützen, denn in der Demokratie soll das Volk ja das Sagen haben. Der Aufstieg des Populismus aber bringt dem demokratischen Souverän den Vorwurf ein, den nötigen Durchblick vermissen zu lassen und seine Selbstbestimmung zu vergeigen.

Von Zoodirektoren und Schulmeistern

Diejenigen, die von Misstrauen gegen das Volk erfüllt sind, wollen es kleinhalten und meinen, damit der Demokratie einen Dienst zu tun. Sie geben sich staatsmännisch und ergreifen alle möglichen Schutzmaßnahmen, um die Institutionen vor dem Zugriff des vermeintlich unmündigen Volkes zu schützen. Dieses tiefe Misstrauen hat eine lange philosophische Tradition, deren Protagonisten sich in zwei Berufsgruppen unterteilen lassen: in Zoodirektoren und Schulmeister.

Die Zoodirektoren wollen den Bewegungsspielraum des Volkes einschränken, es anleinen oder einsperren – und zwar deshalb, weil sie im Volk ein Tier sehen. Es ist triebgesteuert, impulsiv, unbelehrbar, unberechenbar und vielleicht sogar blutrünstig. Diese Lesart hat eine lange Tradition. Bei Platon hieß das Volk „großes Tier“, bei Hegel „rohes blindes Tier“, bei Alexander Hamilton, Thomas Carlyle, Honoré de Balzac und vielen anderen „wildes Tier“. Einen subversiven Kommentar zu dieser gefährlichen Mischung aus Angst und Verachtung lieferte Bertolt Brecht in seinem ersten Theaterstück „Baal“. Vorgeführt wurde darin ein Kraftkerl, der sich auf brutale Weise über die guten Sitten hinwegsetzte und als „Orang-Utan“ sowie wiederum als „wildes Tier“ bezeichnet wurde. Dieses Vokabular ist übrigens keineswegs von gestern. Als im Jahr 2011 Jugendliche auf den Straßen Londons und anderer englischer Städte randalierten, hieß es in einem Kommentar der Daily Mail: „Sie sind letzten Endes wilde Tiere. Sie reagieren nur auf triebhafte, tierische Impulse – Essen, Trinken, Sex, Raub oder Zerstörung des Eigentums anderer.“

Während die Zoodirektoren das Volk unter Kontrolle halten wollen, versuchen die Schulmeister, es zu erziehen. Einer der ersten und strengsten war Thomas Hobbes, der meinte, die Armen und Ungebildeten sollten von Staats wegen ein paar Unterrichtsstunden bekommen, in denen sie zu lernen hätten, dass die Befolgung der Gesetze in ihrem eigenen Interesse liege. Hobbes forderte sogar, dass sie dafür von der Arbeit freigestellt werden sollten, erfand nebenbei also immerhin den Bildungsurlaub. Der Zweck dieser Schulung bestand freilich nur darin, gute Untertanen, nicht mündige Bürger hervorzubringen.

Auf Hobbes folgen dann ehrgeizigere Schulmeister, die das kindliche Volk zur Mündigkeit führen wollen oder – nach Immanuel Kants berühmter Formel – den „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ propagieren. Kant will dem Volk die „Faulheit und Feigheit“ verleiden, „Vormündern“ zu folgen. Damit tut er nichts anderes, als einer Analyse Niccolò Machiavellis eine freiheitliche Wendung zu geben. Schon bei Machiavelli heißt es: „Ein Volk, das daran gewöhnt ist, unter einem Fürsten zu leben, ist in der gleichen Lage wie ein Raubtier, das zwar von Natur wild und unbändig, aber immer im Käfig und unter der Peitsche gehalten, durch einen Zufall ins Freie gelassen wird. Es wird dann die Beute des ersten besten, der es wieder an die Kette legen will.“ Bei Machiavelli wie auch bei Kant steht am Anfang ein Volk, das von der Aufgabe der Selbstbestimmung überfordert scheint und dazu neigt, sich zweifelhaften Vormündern oder Leitwölfen an den Hals zu werfen. Genau diesen Mechanismus machen sich die populistischen Führer heutzutage zunutze.


Bei Machiavelli wie auch bei Kant steht am Anfang ein Volk, das von der Aufgabe der Selbstbestimmung überfordert scheint


Gegen die Unmündigkeit und die Demagogie falscher Vormünder lanciert Kant eine emanzipatorische Initiative. Sie ist leider nicht über allen Zweifel erhaben. Bei Kant ist die Aussicht auf Selbstbestimmung mit dem Vorbehalt gekoppelt, dass dem Volk ohne gehörige Betreuung keineswegs zu trauen sei. Kant, der Schulmeister, ist vom Zoodirektor weniger weit entfernt, als sich manche seiner Verehrer dies wünschen. Zwar ist nicht zu bestreiten, dass die Schule der Demokratie einen ziemlich anspruchsvollen Lehrplan hat. Wenn Kant allerdings das Projekt der Volkserziehung als Kampf gegen die „Rohheit“ der „Sinne“ und den Wildwuchs der Leidenschaften anlegt, dann verwendet er ein Argumentationsmuster, das zum Missbrauch geradezu einlädt: Es besagt, dass die Demokratie eigentlich eine feine Sache ist, aber viele Völker dafür nicht reif seien. Das Scheitern der Demokratie wird auf die Dumpfheit der Völker zurückgeführt.

Diese Auffassung war – um ein historisches Beispiel einzuflechten – besonders weit verbreitet, als die Entlassung der Kolonien in die Unabhängigkeit verhandelt wurde. Offen oder hinter vorgehaltener Hand hört man sie heute noch häufig, wenn von den Schwierigkeiten mit der Demokratie in der sogenannten Dritten Welt die Rede ist. Die Demokratie ist nach dieser Lesart ein Geschenk des Westens, zu Rückschlägen kommt es wegen der Unreife der Menschen, die beglückt werden sollen. So schrieb Heinrich Mann in dem kleinen Text „Der Europäer“ von 1916: „Das Erwachen der Seele selbst kommt jenen Schläfern der Jahrtausende“ – gemeint sind die „dunklen Massen Indiens und Ägyptens“ – „nur von uns. Die Revolte der Vernunft, der Würde des Menschengeistes, ist unser Erbteil.“ Franz Kafkas ein Jahr nach Heinrich Manns Text entstandener „Bericht an eine Akademie“, in der ein Affe von seiner Menschwerdung erzählt, darf man auch als Karikatur auf Manns „Europäer“ und Kants „Mündigkeit“ lesen. „Mit Freiheit betrügt man sich unter Menschen nur allzu oft“, heißt es bei Kafka.

Die aufklärerische Erziehung zur Mündigkeit ist ein Geschenk, dem Gift beigemischt ist. In der Frühzeit hat es immer wieder als Vorwand dafür gedient, das Volk von der Macht fernzuhalten und es einer langwierigen Schulung zu unterziehen. Heute beobachtet man die umgekehrte Entwicklung: Sie führt von der Demokratie, in der alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht, zurück in einen infantilen Zustand, in dem ein unmündiges Volk von populistischen Führern manipuliert wird. Die Krise der Demokratie wird als Regression gedeutet. Man verweist beispielsweise darauf, dass Trump-Anhänger einen vergleichsweise geringen Bildungsstand aufweisen. Oder man meint halb gönnerhaft, halb abfällig, die Ostdeutschen bräuchten Nachhilfeunterricht in Demokratie.

Fürsprecher der Demokratie können auf diese Weise in komfortabler Selbstgefälligkeit verharren. Sie sind fein raus, sie können eigentlich nichts falsch machen, denn alles, was schiefgeht, ist dem bornierten Volk anzulasten. Diese gängige Beschreibung muss gewissermaßen um 180 Grad gedreht werden, erst dann ergibt sie Sinn.

Demnach gilt: Die Unreife des Volkes ist ein Nebenprodukt der real existierenden Demokratie selbst. Über Jahre hinweg ist dem Volk von seinen Repräsentanten vermittelt worden, dass es sowieso nicht den Durchblick haben könne, dass die Steuerung komplexer Gesellschaften seine Kompetenz überschreite, die Experten die Strategie entwickeln und die Sache richten, die globalen Verflechtungen in den Chefetagen und Hauptquartieren gepflegt werden. Besonders wirkungs- und verhängnisvoll sind in diesem Zusammenhang die Berufung auf den Sachzwang und die Ausbreitung des von Margaret Thatcher lancierten TINA-Prinzips („There Is No Alternative“). Wenn die Exekutive das, was geschieht, für alternativlos erklärt, dann schafft sie faktisch die Demokratie ab, in deren Namen sie handelt. Dann darf man sich freilich nicht darüber wundern, dass das Volk diese Auskunft beim Wort nimmt und sich in einer postdemokratischen Welt einrichtet.

Infantile Volks-Empfänger

Die Infantilisierung des Volkes wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass sich die Konsumhaltung, die im Kapitalismus eingeübt wird, auf die Politik ausweitet. So verwandelt sich das Volk in einen Volks-Empfänger und der Staat erscheint nicht als Bühne der Selbstbestimmung, sondern als Instanz, die alle möglichen Zuwendungen, Dienst- und Versorgungsleistungen ausgibt. Solange der Sozialstaat mit einer gönnerhaften, paternalistischen Attitüde auftritt, lässt er das Volk als Betreuungsfall dastehen. Erwachsensein oder Mündigkeit sind nicht nötig, ja sogar eher störend. Dazu passt, dass konservative Sozialtheoretiker wie Arnold Gehlen, Helmut Schelsky und Ernst Forsthoff in den 1950er-Jahren den sogenannten „Vorsorgestaat“ als krönenden Höhepunkt einer totalen Entpolitisierung der Bevölkerung gefeiert haben.


Die Unreife des Volkes ist ein Nebenprodukt der real existierenden Demokratie selbst


Der Populismus ist ein kruder Protest des Volkes dagegen, dass es – ausgerechnet! – von demokratischen Institutionen im Zustand der Unreife gehalten wird. Es handelt sich dabei um eine Reaktion auf die real existierende Demokratie, die deformiert und defekt ist. Das heißt natürlich nicht, dass die populistische Reaktion politisch zu begrüßen wäre – im Gegenteil. Aber Demokraten können beim Kampf gegen den Populismus leider nicht mit stolzgeschwellter Brust vorgehen, sondern müssen Selbstkritik üben.

Die Strategie des Populismus besteht darin, veritable Schwächen der Demokratie aufzuspießen – zum Beispiel die Schwächung der Willensbildung und das Schwinden der Einflussmöglichkeiten von Bürgern in der globalisierten Welt –, um diese Schwächen dann mit demagogischer Raffinesse zu übertreiben. Besonders wirkungsvoll ist in diesem Zusammenhang der Kult des Ressentiments. Demnach wird den Menschen die Deutung angeboten, dass keiner sie ernst nehme, dass sie von bornierten Bürokraten, korrupten Eliten oder anderen anonymen Strippenziehern untergebuttert werden würden. Nach einem robust funktionierenden psychologischen Mechanismus ergibt sich aus dieser Opferhaltung ein Blankoscheck für exzessive Täterschaft. Die Logik dahinter lautet: Wer sein Leben lang zu kurz gekommen ist, wer immer nur auf den Deckel gekriegt hat, ist irgendwann so weit, dass er nicht nur zurückschlägt, sondern wild um sich tritt. So wächst auch die Bereitschaft, die Demokratie in die Tonne zu treten. Wenn dem Populismus dies gelingen sollte, dann wäre das auch die Schuld einer Demokratie, die den Bürgern den Eindruck vermittelt, dass sie ihr eher lästig sind.

Ein Freund der Demokratie, der französische Adlige Alexis de Tocqueville, hat schon im frühen 19. Jahrhundert das Entscheidende zu diesem Thema formuliert: „Sagt man mir also, die Gesetze seien schwach und die Regierten ungebärdig, die Leidenschaften heftig und die Tugend machtlos, und in dieser Lage dürfe man nicht daran denken, die Rechte der Demokratie zu vermehren, so erwidere ich darauf, man müsse gerade wegen dieser Dinge daran denken. Dass das Volk die öffentlichen Angelegenheiten oft sehr schlecht führt, ist unbestreitbar; aber nur wenn das Volk sich in die Staatsgeschäfte einmischt, erweitert sich der Kreis neuer Vorstellungen, und durchbricht das Denken die alltäglich gewohnten Grenzen.“ Reflexhaft klammern sich die Hüter der Demokratie zurzeit an die Institutionen und versuchen, sie vor dem Volk zu schützen. Diese Verpanzerung rettet die Demokratie nicht, sondern zerstört sie. Dem ausgeschlossenen Volk bleibt dann, sich an diesem Panzer den Kopf einzurennen, doch mit einem Brummschädel kommt man nicht auf gute Gedanken. Man muss den Mut haben – heutzutage vielleicht sogar den Mut der Verzweiflung –, an die Weisheit des Volkes zu glauben. Wer dies nicht tut, soll gleich zugeben, dass er nur ein Salondemokrat ist.




Die Impfpflicht … und bist Du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.

gelesen bei: http://antides.de/die-impfpflicht-und-bist-du-nicht-willig-so-brauch-ich-gewalt

Die Impfpflicht … und bist Du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt.

Früher, in Zeiten der Kaiser und Könige, als alle Macht in deren Händen lag, tröstete man das Volk unter anderem mit dem Psalm 23.

Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,

und so weiter.

In der Demokratie, so heißt es in alten, überholten Schriften, bestimmt die Mehrheit des Volkes über die Gesetze.

Die Wissenschaft weiß jedoch schon seit längerem, dass das Volk nicht nur dumm, faul und gefräßig ist, sondern eben auch so etwas, wie ein Gewohnheitstier, also nie von sich aus auf die Idee kommen würde, in der notwendigen schnellen Abfolge immer neue Gesetze zu erlassen, wie es Wirschaft, Wachstum und die Wechselfälle des Lebens erfordern.

Darum lässt man das Volk, wenn es gilt, Gesetze zu erlassen, ganz und gar außen vor und beschäftigt es lieber mit dem, was es am liebsten tut, nämlich nach dem zu greifen, was gerade am verlockendsten aussieht. Das Volk braucht nicht zu denken, es braucht nicht zu handeln, es genügt ihm, wenn es hin und wieder etwas wählen kann.

Um dieses Gewohnheitstier „Volk“ in Bewegung zu bringen, damit es auch ja richtig wählt, wurden ausgeklügelte Systeme geschaffen, mit denen über die vollständig erforschten Mechanismen von Angst und Panik dem Volk ein dringender Handlungsbedarf suggeriert wird. Weil das Volk jedoch dumm, faul und gefräßig und von sich aus weniger handlungswillig ist als ein störrischer Esel, bleibt von alledem im Volk nicht viel mehr übrig als ein allgemeines Unbehagen. Das Volk hat zwar von der Sache nichts kapiert, wird es auch nie kapieren,  weshalb es vollkommen egal ist, welche Sache man vor dem Volk als angsterregenden Popanz aufbläst, aber es fühlt sich einerseits gefordert und andererseits unfähig, dieser Forderung zu genügen, und entwickelt ein Schuldgefühl, was es wiederum als ziemlich unangenehm empfindet und gerne wieder loswerden möchte. Religiöse Führer nennen das Sünde und fordern Reue und Buße und versprechen dafür Erlösung.

In der Politik ist es nicht anders. Ein Erretter erscheint, verspricht, die Last der Sünde auf sich zu nehmen und die Sünder zu erlösen, wenn sie nur Reue zeigen und Buße tun, während jene, die nicht aufhören, zu sündigen, mit Höllenfeuer und ewiger Pein zu rechnen haben.

So hat man also Jahr um Jahr, und jedes Jahr ein bisschen fürchterlicher die Gefahren einer Kinderkrankheit an die Wand gemalt und Erlösung all jenen versprochen, die sich freiwillig impfen lassen. Aber das Volk, dumm, faul und gefräßig, hat diese Warnungen nicht so ernst genommen, wie es sie hätte nehmen sollen und die Kindlein vielleicht noch zur ersten Mehrfach-Impfung getragen, es bei der notwendigen zweiten aber soweit schleifen lassen, dass die Pharma-Industrie auf ihren Impfstoffen sitzen geblieben ist und die Kinderärzte nicht die Umsätze erzielen konnten, die bei vollständiger Durchimpfung durchaus möglich wären.

Das Volk ist dumm, faul und gefräßig. Die Mehrheit, die dem Erlöser glaubt, selbst wenn er nicht Jesus, sondern einfach nur Jens heißt, war schon so gut wie sicher, eine Impfquote von 93 Prozent war schon erreicht, es fehlten nur noch zwei Prozentpunkte, doch nun droht Gefahr von jener jüngsten Ausgeburt der Hölle, die sich Internet nennt, und es möglich macht, dem Volk – trotz Netzwerkdurchsetzungsgesetz – teuflische Widerreden unterzujubeln.

Dieses Internet, in dem eben nicht nur die Impfpropaganda verbreitet wird, sondern auch Impfkritik, dieses Internet, dessen Inhalte schon genügt haben, Wahlen zu beeinflussen und die Zustimmung zum Regierungshandeln zu gefährden, dieses Internet, in dem Whistleblower nicht nur Geheimnisse der US-Kriegsführung breittreten, in dem nicht nur die einseitige, manipulative Berichterstattung der Medien korrigiert wird, dieses Internet, in dem sogar Zweifel am menschengemachten Klimawandel verbreitet werden, könnte – wenn man nicht aufpasst, den ganzen schönen Erfolg der Impfpropaganda zunichte machen.

Die Geschichte ist aber auch vertrackt. Die allermeisten Masern-Infektionen verlaufen, wie Masern-Infektionen nun einmal verlaufen. Das Kind ist ein, zwei Wochen krank – und danach wie neu und lebenslänglich gegen die Masern immun. So pfuscht die Natur der Schulmedizin ins Handwerk!

Natürlich gibt es bei der natürlichen Immunisierung in der realen, analogen Welt Nebenwirkungen. Seltene Nebenwirkungen. So selten, dass manchmal in einem Jahr in Deutschland nicht ein einziges Kind daran stirbt, in einem anderen Jahr hingegen vielleicht sogar zwei oder drei, was übrigens auch von den ärgsten Impfgegnern nicht bestritten wird.

Nebenwirkungen einer Impfung gibt es hingegen nur in der virtuellen Welt des Internets. Doch Ärzte, Pharma-Unternehmen und Politiker schaffen es einfach nicht, dem Volke klarzumachen, dass  Nebenwirkung nichts als pure Einbildung sind, und sollten sich irgendwelche realen Symptome zeigen, dass diese doch keinesfalls auf die Impfung zurückgeführt werden könnten.

Von daher bleibt dem guten Hirten gar nichts anderes übrig als eine Impfpflicht zu verfügen und drakonische Strafen für alle auszusprechen, die sich seinem Willen widersetzen. Keine Kita für Nichtgeimpfte! (Das spart ein paar Krippenplätze!) und ein Bußgeld für ungeimpfte Schulkinder, weil die Schulpflicht ein wichtigeres Gut ist als die Volksgesundheit, ausgenommen freitags.

Aber, was soll’s!

Sind wir doch bisher mit unseren Pflichten ganz gut gefahren.

Wir haben eine großartige Sozialversicherungspflicht für abhängig Beschäftigte in der freien Wirtschaft. Die zahlen in die Rentenkasse ein, und der Staat belastet diese Rentenkasse mit versicherungsfremden Leistungen, die er mit dem Bundeszuschuss absolut nicht ausgleicht. Die Aussicht für die nächste Zukunft: Grassierende Altersarmut. Ausnahmen: Beamte, Selbstständige, Freiberufler.

Wir haben eine Rundfunkgebührenbezahlpflicht, die pro Wohnungseingangstüre fällig wird. Ausgenommen sind Asylbewerber und Hartz-IV-Empfänger.

Wir haben eine Wehrpflicht. Ausgenommen sind derzeit alle wehrfähigen Männer.

Im Auto herrscht Gurtpflicht. Ausgenommen waren bis 2014 die Taxifahrer. An der Helmpflicht für Radfahrer wird gearbeitet. Rikscha-Fahrer werden ggfs. anfangs auch ausgenommen.

Steuerpflichtig sind wir alle. Ausgenommen sind diejenigen, deren Gewinne in Steuerparadiesen anfallen.

In Wohnräumen herrscht Rauchmelderpflicht, auf Webseiten Impressumspflicht, Automobile unterliegen der TÜV-Vorführungspflicht …

Nun kommt halt auch noch die Impfpflicht obendrauf. Ist doch vergleichsweise lächerlich, im Verhältnis zu den bereits bestehenden Gesamtpflichten.

Schließlich haben wir im Gegenzug ja auch Rechte.

Zum Beispiel das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Aber wer darauf pocht, begibt sich schon wieder ins Unrecht, weil es schließlich auch noch höhere Werte gibt als die Grundrechte.

Was viele einfach vergessen, ist das Recht, übrigens noch so ein Grundrecht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu informieren. Es wird zwar vieles getan, das bereits erwähnte Netzwerkdurchsetzungsgesetz gehört unter anderem dazu, die Zahl der allgemein zugänglichen Quellen zu reduzieren, weil es schließlich  höhere Werte gibt als die Grundrechte, doch habe ich für Sie noch eine dieser Quellen ausfindig gemacht, die nach meinem Dafürhalten die Masern-Thematik neutral beleuchtet und einen anderen Schluss nahelegt als der Bundesgesundheits-, Masernausrottungs- und Organspende-Minister. http://www.impfungen-und-masern.de/masern.html

Ändern können wir heute nichts mehr, wenn der gute Hirte uns noch im Mai die Impfpflicht beschert. Da hätten wir uns früher ungehindert informieren müssen.
Aber ganz rechtlos sind wir noch nicht.

Ein Recht ist uns geblieben. Das Recht, mit dem alles legitimiert wird, was man uns an Pflichten so aufbürdet.
Am 26. Mai 2019 dürfen wir es wieder ausüben.